Ich fotografiere die Querschnitte eines gefällten Baumes, entweder noch frisch im Wald oder bereits getrocknet - gekennzeichnet durch Schrumpfung und Risse -, und erstelle eine Vorlage durch digitale Bearbeitung. Von den Querschnitten eines gefällten Baumes fertige ich maßstabsgetreue Gravuren von Hand auf Acrylglas an. Der manuelle Prozess der Gravur ist für mich gleichzeitig eine Meditation über den Baum, über Wachstum, Alter, Krise, Leben und Tod.
Die gravierten Acrylglasscheiben werden von den Kanten der Scheiben her beleuchtet. Die eingravierten Zeichen brechen das durch sie hindurchgehende Licht und leuchten.
Nach längerer Beschäftigung mit Büchern in ihrer Funktion des Konservierens, Ordnens und Generierens von Wissen sowie Problemen der Statik und Exklusivität bestimmter Repräsentationsformen desselben wende ich mich zunehmend ihrer Materialität und Ursprung zu. Im Fall des Buches ist es Holz und des Holzes ist es der Baum. Ein Baum stellt eine lebendige Form oder einen Prozess des Wissens dar, eine Art materialistisches Lernen, eine dynamische Entwicklung im Dialog mit seiner Umwelt. Angesichts der ökologischen Krisen ist dieser Dialog belastet und herausgefordert.
Was ist das Wissen eines Baumes? Welche Lektion kann er uns geben? Was verrät uns seine Biographie? Die Jahresringe im horizontalen Profil des Stammes verraten uns viel über sein Leben, seinen Standort und die klimatischen Umweltbedingungen. Sie sind eine Art Fingerabdruck des Baumes. Diese Geschichten werden jedoch erst sichtbar, wenn der Baum gefällt wird, d.h. durch seinen Tod.