théâtre des petites perceptiones
Lange Nacht der Wissenschaften, 24ter Juni 2016
Lichthof der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Kooperation mit Simon M. Osten & Hang Su
Freundlich unterstützt von den Freunden der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig and the Kulturbüro der Stadt Leipzig.
Am 24. Juni 2016 fand im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften und anlässlich des Leibnizjahres im Lichthof der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) die Installationsperformance théâtre des petites perceptions statt. Sie bestand aus drei Teilen, die je auf eigene Weise und miteinander korrespondierend bestimmte Aspekte der leibniz‘schen Philosophie zum Thema machten.
Die Bodeninstallation theatrum naturae et artium von Andreas Schröder vereinte im Lichthof der HGB eine Bühne mit sich drehenden Windmaschinen und 23 im Raum verteilten Podeste mit aufgeschlagenen Büchern aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten: wissenschaftliche Texte, alternative Epistemologien, ironische Kommentare über den Wissensdurst, Enzyklopädien, Pechmanns Buch über verlorene Bücher, den Geschmacksthesaurus und das I Ging (das chinesische Buch der Wandlungen). In ihnen blätterte abwechselnd Wind der Bühnenventilatoren, die sich auf der rotierenden Plattform im Zentrum des Raumes befanden. Manche Podeste waren mit Dingen verknüpft, die mit den Inhalten der Bücher in Verbindung standen. Leibniz’ Bildungsideal der synästhetischen Wissensvermittlung legte es nahe, das Wissen aus seiner textlichen Immaterialität zu befreien und an sein materielles Korrelat zu binden.
Über den Büchern erstreckte sich bis ins oberste Stockwerk die weitere Installation spatial notation von Andreas Schröder: Ein Netz aus sich kreuzenden Drahtseilen, an deren Kreuzungspunkten schwarzweiße Kugel- oder Kegelelemente angebracht waren, fungierte als eine räumliche Notation. Eine musikalische Performance, die von dem Komponisten Hang Su konzipiert und ausgeführt wurde, interpretierte die Notation: Es wurden die Kugel- und Kegelelemente als Noten im Raum gelesen und gespielt. Drei Musiker bewegten sich durch den Lichthof, pendelten zwischen den Stockwerken, umschifften die Bücher und fanden stets neue Perspektiven auf die räumliche Notation. Durch die fixierte Notation, die aber zahllose Perspektiven räumlich einzunehmen erlaubte, ging die Performance einigen Begriffen der Philosophie von Leibniz nach: den individuellen Substanzen, wie sie sich in der Monadenlehre darstellen, und dem Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit, wie es sich in der prästabilierten Harmonie ausdrückt.